Die Liebe zu Schneeglöckchen kann ruinös sein, muss aber nicht. Vergessen Sie überteuerte Galanthus-Züchtungen und pflanzen Sie lieber das hübsche, genügsame, heimische Schneeglöckchen. Es verkündet das Ende des Winters und mehr muss ein Frühlingsbote nicht können.

Warum Schneeglöckchen verpflanzen?

Ganz einfach: Wo sich Schneeglöckchen, bot. Galanthus nivalis, wohlfühlen, da vermehren sie sich auch. Das geht oft viel schneller, als gedacht. Gut so. Gleichzeitig wünschen sich viele Gartenfreunde die hübschen Frühblüher für den eigenen Garten und kaufen sich deswegen im Herbst Blumenzwiebeln. Die Enttäuschung, wenn dann im Frühling doch wieder keine oder nur sehr wenige Schneeglöckchen im Garten blühen, ist natürlich groß. Doch woran liegt das?

Wann kann man Schneeglöckchen verpflanzen?

Schneeglöckchen verpflanzen Sie ganz einfach und sicher direkt während oder nach der Blüte und nicht etwa im Herbst. Ihre kleinen, weißen Zwiebeln sind sehr empfindlich, trocknen rasch aus und treiben anschließend auch nicht mehr aus. Im Herbst gekaufte Blumenzwiebeln sind zudem oft schon überlagert. Noch schlimmer: Es sind oft Wildentnahmen aus der Türkei. Eigentlich geschützt, verboten, aber dennoch reichlich im Handel vorhanden. Es wird sehr viel Schindluder mit den begehrten Frühblühern betrieben, deswegen Augen auf beim Blumenzwiebelkauf.

Werbung

Warum sind Schneeglöckchen so teuer?

Galanthus begeistert Züchter, wie Liebhaber und Sammler. In England ist die Leidenschaft für die weißen Frühlingsboten besonders ausgeprägt. Dort finden deswegen jedes Jahr schon im Februar gut besuchte Schneeglöckchentage satt. Hierzulande ist das Interesse inzwischen ebenfalls groß und daher gibt es Schneeglöckchentage u. a. auch in Kiekeberg, Aurich, Hiddenhausen, Hilden, Dormagen, Mannheim und im bayerischen Peising.

Wenn Sie also besondere Sorten in echt sehen möchten, fahren Sie im Februar am besten zu einem dieser Schneeglöckchentage. Aber behalten Sie unbedingt Ihr Budget im Auge. Denn die Preise  für die begehrtesten Züchtungen gehen inzwischen rauf bis 300.- € und mehr. Die Nachfrage regelt das Angebot und den Preis. Die Presse und das Fernsehen sind auch dabei, was gut für Veranstalter und Züchter ist.

Immerhin bieten Staudengärtnereien bei dieser Gelegenheit ihr Sortiment ebenfalls an solchen Gartentagen im Februar an. Blühende Lenzrosen und Christrosen, Leberblümchen, Aurikel, Märzbecher und andere Frühblüher gehen zu erträglichen Preisen über den Gartentisch. Gut so. Denn im späten Winter ist jeder gierig auf frisches Grün und hübsche Blüten.

Aurikel, bot. Primula auricula, Frühblüher mit Zuchtpotenzial

Nostalgische Aurikel, bot. Primula auricula, romantische Frühblüher mit Suchtpotenzial

Bleibt die Frage, warum Schneeglöckchen so teuer sind?

  • Weil es Jahre dauert, bis eine neue Züchtung entstanden ist.
  • Weil der Bestand nur sehr langsam wächst.
  • Besondere Sorten zu züchten erfordert viel Fingerspitzengefühl, genaue Kenntnisse und sehr viel Geduld.
  • Die Saison für den Verkauf von Schneeglöckchen ist extrem kurz. Zwei Monate sind schnell vorbei und danach sind von den Geophyten (Zwiebelpflanzen) nur noch Blätter und Samenstände zu sehen. In diesem Zustand lassen sich die Pflanzen jedoch nicht verkaufen, denn was ein echter Liebhaber ist, will sehen, was er kauft.

Deswegen kann ich es keinem Gärtner verdenken, wenn er für seine Arbeit auch fair entlohnt werden will.

Die gute Nachricht für Sie ist jedoch: Das heimische Schneeglöckchen verkündet das Ende des Winters genauso gut, wie teure Züchtungen.

Kostenlose Schneeglöckchen für den Garten?

Erfahren Sie nebenan im Schwesterblog „Wo Blumenbilder wachsen“

  • Woher nehmen, und nicht stehlen?
  • Schneeglöckchen verpflanzen zur rechten Zeit.
  • Warum Ameisen wichtig für die Vermehrung von Schneeglöckchen sind.
  • Wie und wann Gartenfreunde Schneeglöckchen versetzen und dabei einfach vermehren.

Schneeglöckchen kostenlos, legal und sortenrein vermehren.

 

Galanthus im Frühlingswind. Video im Garten von Nature to Print

Schneeglöckchen nach der Blüte: was tun, was lassen?

Wo es ihm gefällt, verwildert das heimische Schneeglöckchen schnell und zuverlässig. Sie können die natürliche Ausbreitung im Garten gezielt unterstützen:

  • Lassen Sie das Laub und die Samenstände stehen, bis sie von alleine welken.
  • Ameisen tragen die reifen Samen an andere Stellen im Garten. Gut so! Lassen Sie Ameisen deswegen in Ruhe ihren Job machen. Solange sie nicht ins Haus krabbeln oder Ihre Terrasse untergraben, sind die Tiere gut für Natur und Garten. Also bitte nicht vergiften. Sollten sie irgendwo stören, helfen diese 5 natürlichen Tricks, um Ameisen sicher zu vertreiben.
  • Wenn Sie Schneeglöckchen vermehren möchten, graben Sie während oder direkt nach der Blüte einen dicken Tuff aus und setzen Sie jede Zwiebelpflanze inklusive Blüte und ihren zwei Blättern einzeln an eine andere Stelle im Garten. Achten Sie dabei auf den richtigen Standort.

Welcher Standort?

Heimische Schneeglöckchen bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort, blühen aber auch im Schatten zuverlässig. Die Geophyten (Zwiebelgewächse) sind diesbezüglich nicht wählerisch oder anspruchsvoll.

Der Boden sollte kalkhaltig, humos und locker sein und nicht zur Staunässe neigen. Das heimische Galanthus nivalis bevorzugt einen halbschattigen Standort am Gehölzrand oder unter Laubgehölzen.

Schneeglöckchen pflegen: Was ist wichtig?

Das heimische Schneeglöckchen ist sehr anspruchslos. Wachsen, blühen, welken und sich fürs restliche Jahr zurückziehen … ist alles, was sie wirklich brauchen. Wo Frühblüher wachsen, sollte man tunlichst nicht hacken, sondern Unkraut selektiv bekämpfen.

Bitte nicht düngen! Die Frühblüher bilden viele Blätter, wenn sie Dünger abbekommen. Das geht leider auf Kosten der Blüten. Also beim Düngen im Frühling lassen Sie Galanthus einfach aus.

Welche Pflanzpartner?

Vorfrühling mit Galanthus, Krokus, Winterlingen und Allilum

Frühlingsbeet mit Galanthus, Krokus und Allium. Dazwischen wächst Rose Roald Dahl und im Hintergrund eine Sternmagnolie. Zwerg-Iris sind bereits vorbei. Von diesen Zwiebelpflanzen sind nur noch Blätter zu sehen.

Zaubern Sie Frühling ins Beet und pflanzen Sie neben Galanthus:

Winterlinge, Eranthis hyemalis, die niedlichen gelben Frühblüher sind heimische Geophyten, die am Gehölzrand gut und gerne verwildern. Sie bieten Bienen und Hummeln schon früh im Jahr Nektar und Pollen.

Winterllinge verwildern unter Hecken und vor Gehölzen

Winterlinge verwildern unter Hecken und vor Gehölzen

Krokusse, bevorzugen Sie frühe, botanische Krokusse. Sie versorgen Bienen und Hummeln ebenfalls bereits ab Februar / März mit Nahrung. Je mehr Krokusse, desto besser für die Natur und fürs Auge.

Lerchensporn, Corydalis, die heimische Wildstaude blüht in freier Natur weiß und violett, für den Garten gibt es sie mit roten oder blau-violetten Blüten. Lerchensporn zieht sich bald nach seiner Blüte komplett zurück und macht dann Platz für andere Stauden und Zwiebelpflanzen. Eine Besonderheit ist Farnblättriger Lerchensporn, Corydalis Cheilanthifolia. Diese Wildstaude zieht sich nach der Blüte nicht zurück, sondern bleibt sogar im Winter grün. und überrascht mit farnartigen Blättern.

Lerchensporn, Corydalis, heimische Wildstaude und Geophyt

Gefingerter Lerchensporn, Corydalis solida, heimische Wildstaude und Geophyt

Zwerg-Iris, Iris reticulata sind Zwiebel-Irisse mit sehr früher Blüte. Sie tauchen im Februar wie aus dem Nichts heraus auf, blühen zwei Wochen und ziehen sich dann wieder zurück. Nur ihre Blätter erinnern an sie bis in den frühen Sommer hinein. Bitte nicht abschneiden, sondern warten, bis sie von alleine welken.

Zwerg-Iris blüht zeitig, aber nur für kurze Zeit

Zwerg-Iris blüht zeitig, aber nur für kurze Zeit. Nach der Blüte lässt man die grasartigen, kantigen Blätter stehen, bis sie von alleine welken.

Sind Schneeglöckchen giftig?

Ja, Galanthus ist in allen Teilen giftig. Also nur anschauen, nicht essen. Tragen Sie beim Hantieren Handschuhe, denn auch das milchige Pflanzensekret ist giftig und kann fiese Ekzeme verursachen – oder eine Kontaktallergie. Einmal erworben werden Sie eine Kontaktallergie nie wieder los.

Darf man Schneeglöckchen in freier Natur ausgraben oder pflücken?

Nein. Schneeglöckchen stehen auf der Roten Liste und sind in Deutschland geschützt. Nicht pflücken, nicht ausgraben, sondern lieber eine Nachbarin um Ableger bitten. Sie kommt Ihrer Bitte sicherlich nach. Bringen Sie ihr zum Dank Kuchen mit oder tauschen Sie mit anderen Gartenpflanzen.

Welche Krankheiten und Schädlinge können auftreten?

  • Die Frühblüher sind sehr robust, sofern der Standort stimmt.
  • In sehr nassen Jahren und bei sehr dicht stehenden Beständen kann Grauschimmel auftreten. Graben Sie befallenen Pflanzen aus, vereinzeln Sie dicke Tuffs und setzen Sie die einzelnen Zwiebel an einen anderen Platz.
  • Schnecken kriechen schon ab Februar / März aus ihren Löchern und vergreifen sich auch an Frühblühern. Man sieht die Tiere selbst kaum, weil sie noch so winzig sind, aber sie hinterlassen dennoch große Fressschäden an Blüten und Blättern. Wehren Sie sich beizeiten gegen Nacktschnecken:
  • Streuen Sie das „gute“ Bio-Schneckenkorn sobald der Schnee weg ist, spätestens Ende Februar / Anfang März. Jede Schnecke, die sie so erwischen ist weg und kann auch keine Eier mehr legen. Ökologisch unbedenklich wurde Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Eisen (III)-phosphat eingestuft und von Ökotest mit gut bewertet, es schadet anderen Tieren nicht.
  • Entfernen Sie alte Blätter und Mulch aus den Blumenbeeten schon im Vorfrühling. Im Mulch verstecken sich unzählige Schnecken und ihre Nester.
  • Fördern Sie Amseln. Jede Amsel, die Sie im Winter durch Rosinen und Haferflocken an ihren Garten „binden“, vertilgt später unzählige Schneckeneier und junge Nacktschnecken. Auf ihrer emsigen Futtersuche drehen Amseln jedes Blatt im Beet doppelt und dreifach um.
  • Richten Sie den Garten igelfreundlich ein. Mecki frisst nicht nur Schnecken, sondern auch Raupen, Spinnen, Käfer, Würmer und anderes Getier.
  • Verwenden Sie kein Gift im Garten. Weder Herbizide, noch Pestizide. Sie brauchen diese Mittel nicht. Die Natur regelt alles mit der Zeit.
  • Wenn Sie können, schicken Sie regelmäßig Hühner auf Schneckenjagd durch Ihren Garten. Sie können sich Hühner auch mieten, vielleicht eine Option für Sie?
  • Bringen Sie PH-Nematoden gegen Schnecken aus. Die Fadenwürmer killen Nacktschnecken, verschonen jedoch Tigerschnegel und Häuschenschnecken. Wenn Ihr Garten nicht allzu groß ist, lohnt sich der Aufwand allemal.
  • Gehen Sie abends oder morgens bei feuchter Witterung regelmäßig auf Schneckenjagd. Killen und beerdigen Sie die Viecher gleichzeitig mit einem Wurzelstecher. Klingt brutal, aber bei Nacktschnecken hört bei mir die „Tierliebe“ auf. Es nützt nichts, Schnecken einzusammeln und 200 Meter weiter ins Gelände zu tragen. Sie kommen alle zurück. Garantiert! Verwenden Sie bitte auch keine Bierfallen. Sie locken dadurch nur noch mehr Schnecken an. Eigentlich logisch bei Freibier!

 

Fiona Amann

Fiona Amann ist Texterin und Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Auf Blumenbilder.org bloggt sie über Leben mit Blumen: Raumgestaltung mit natürlich schönen Blumenbildern, Fototapeten und Blumenkissen. Dazu gewährt die Bloggerin Einblicke in ihren Garten, gibt Pflegetipps für Zimmerpflanzen und stellt Bücher zu den Themen, Garten, Kochen und Wohnen mit Grün vor.
Werbung