Ein Drama für Nachteulen, doch tatsächlich ist an dieser simplen Weisheit nicht zu rütteln: Wer es schafft, sich frühmorgens aus dem Bett zu quälen, wird in Garten und freier Natur mit den schöneren und zugleich blitzsauberen Bildmotiven und Blumenfotos belohnt.
Lohnt es sich wirklich, für Blumenfotos früh aufzustehen?
Im Sommer beginnt der frühe Morgen schon um vier Uhr. Doch keine Sorge, so früh müssen sie nicht raus, um Blumen zu fotografieren. Wenn Sie auf dem Land leben und bei offenem Fenster schlafen, dann hören sie zur blauen Stunde bereits wunderbaren Vogelgesang. Der entschädigt auch gleich für den viel zu kurzen Schlaf. Wenn Ihre Fotomotive im eigenen Garten vor der Haustüre auf Sie warten, gönnen Sie sich noch eine Runde Schlaf. Wer allerdings erst noch fahren oder lange wandern muss, um an sein Wunschmotiv zu kommen, der sollte jetzt raus aus den Federn. Hilft ja nichts!
Warum ist es wichtig, vor oder mit den Blumen aufzustehen?
Manchen Blumen kann man fast zusehen, wie sie sich öffnen. Morgens geht das wirklich rasend schnell. Nehmen wir nur mal die wunderbaren Taglilien, von denen kleine Sorten (Stella d’Oro) bereits im Mai blühen. Das große Spektrum der Taglilien ist allerdings erst im Juli dran – dann aber geht es bis in den Oktober Schlag auf Schlag. Gerade bei den Taglilien lohnt es sich, früh dran zu sein. Denn kaum sind die Blüten offen, stellen sich auch schon zahlreiche Insekten ein.
Schwebfliegen und Wildbienen fliegen an, landen auf der Landepiste und krabbeln dann durch bis unten durch in die tiefe Trichterblüte. Dort unten belohnt sie die Taglilie mit süßem Nektar während sie gleichzeitig ihren Pollen an die Insekten abgibt. Die Tiere fliegen von einer Blüte zur anderen und machen dabei einen guten Job – allerdings ohne sich dabei die Füße abzutreten. Je länger der Morgen dauert, desto „schmutziger“ wird auch die Blüte.*
So im Vorübergehen im Garten werden Sie die Tapsen und Schlieren kaum sehen. Aber am großen Monitor und bei voller Vergrößerung des Fotos erkennen Sie die ganzen Flecken, zu denen auch der ausgefallene Pollen seinen Teil dazu beiträgt.
Für Blumenfotos, die Sie nur auf Facebook teilen möchten, ist das egal. Doch sobald Sie einen etwas größeren Ausdruck Ihres schönsten Blumenfotos bestellen möchten, sollten Sie jeden einzelnen Fleck sorgfältig retuschieren, möchten Sie sich später nicht über sie ärgern. Das ist mühsam, kostet viel Zeit, ein gutes Fotoprogramm, Erfahrung und Übung. Doch spätestens wenn ein Betrachter Sie fragt, ob da vielleicht ihr guter Fotodienst geschlampt hätte, kommen Sie ohne Fotoretusche in Erklärungsnot.
Der Garten ist morgens noch frisch und gut erholt von der Kühle der Nacht.
Wer mittags zur größten Hitze raus in den Garten zum Fotografieren geht, muss sich nicht über schlappe Blumen wundern. Sie tun alle ihr bestes, jetzt nicht zu verdursten. Großblättrige Pflanzen legen ihre Blätter an und werden schlaff. Blüten der Hortensien sehen verwelkt und entsprechend durstig aus. Die Kamera können Sie im Sommer mittags getrost zu Hause lassen. Denn welke, durstige Blumen sind nicht attraktiv – für niemanden.
Erst wenn ein fürsorglicher Gärtner spät nachmittags, abends oder in den frühen Morgenstunden gegossen hat, erholen sich die Pflanzen. Sie werden wieder straff und wunderschön. Auch die kühlere Nachtstunden und Tau am Morgen tragen mit zur Erholung der Blumen bei. Feucht glänzende Tautropfen sorgen zusätzlich für attraktive Motive.
Nutzen Sie das milde Licht zur frühen Morgenstunde
Der dritte Grund, warum frühmorgens bessere Blumenfotos entstehen, ist das Licht. Der Fotograf bevorzugt nämlich ein gleichmäßig weiches und helles Licht ohne direkte Sonneneinstrahlung. Zu viel Sonne macht tiefe Schatten und harte Kontrast – beides ist bei Blumenfotografie absolut fehl am Platz. Außerdem entstehen schnell weiße, „ausgefressene“ Stellen irgendwo im Bild, meistens funkeln sie irgendwo zwischen Blättern hervor oder oben am Rand der Blüte, dort wo eben die Sonne von oben auf sie herab strahlt.
Warum gelingen Blumenfotos nicht im direkten Sonnenlicht?
Fakt ist: Stark glänzende, sehr helle oder weiße Blüten lassen sich bei direkter Sonneneinstrahlung nicht vernünftig fotografieren.
Probieren Sie es aus und Sie werden sich nur ärgern über völlig überstrahlte Bilder mit ausgerissenen Tonwerten. Das sind die Stellen, in denen der Sensor der Kamera mit der Helligkeit einfach nicht mehr zurecht gekommen ist. Die Folgen sind deutlich zu sehen: Statt Blattstrukturen erscheinen helle, glänzende Oberflächen ohne Textur, weiß und überstrahlt. (Nicht nur) Kameras mit einfacher Automatik finden bei grellem Sonnenlicht keine optimale Einstellung. Deshalb verschiebt der erfahrene Naturfotograf das Shooting im Garten lieber auf den späteren Nachmittag oder den nächsten frühen Morgen oder er verwendet einen Diffusor.
Was bewirkt ein selbst gebauter Diffusor?
Ein Diffusor ist ein weißes lichtdurchlässiges „Segel“, das man zwischen Sonne und Motiv aufstellt. Glücklich ist, wer dafür einen Fotoassistenten an seiner Seite hat. Er hält den Diffusor immer schön in Position. Wer ohne Assistent auskommen muss, behilft sich mit einem selbst gebauten und selbststehenden Diffusor oder klammert einen weißen Regenschirm auf ein Stativ und stellt dieses so auf, dass die Blüte davon beschatten wird. Sie sehen schon: Das ist alles mit Arbeit, Kosten und/oder Fummelei verbunden.
Dann doch besser ab und zu sehr früh aufstehen und die Ruhe des Gartens, erholte Pflanzen und das weiche Licht für bessere Blumenfotos nutzen. Viel Spaß dabei.
*Die Hauptverkehrszeit der Insekten geht (angeblich) bei Taglilien übrigens nur bis 11 Uhr vormittags. Scheinbar produziert die Blüte danach weniger Nektar und ist dadurch weniger attraktiv für ihre Gäste.
Gute Tipps, danke! Wir stehen wohl immer früh auf, aber weniger für Fotos. Wir nutzen dann doch eher den späten Nachmittag! Jetzt, in der Wärme wollen wir es auch mal morgens versuchen..